Portraits von Menschen aus der EMK Winterthur, erschienen in unserem Gemeindebrief „Mosaik“.
Gerne erzähle ich in diesem kurzen Bericht ein wenig von meinen Erlebnissen und Eindrücken in Australien, wo ich momentan ein halbjähriges Austauschsemester absolviere.
Seit Mitte Februar wohne ich in Perth, in einem von sechs Studierendenwohnheimen, welche sich alle direkt um die Uni verteilt befinden, an der ich studiere. Das Campus-Leben, das für mich in dieser Form komplett neu ist, gefällt mir sehr gut. Dank diverser Anlässe, veranstaltet von den Wohnheimen, war die Vernetzung mit anderen Studierenden sehr einfach und innerhalb kürzester Zeit lernte ich Leute aus allen Kontinenten der Welt kennen. Der weitläufige und üppig bepflanzte Campus der Curtin University kommt mir mit seinen diversen Cafés, Restaurants, Shops, Bibliotheken und einer Bar ein bisschen wie ein kleines Dorf vor, und so fühlte ich mich hier schnell zu Hause.
Der heftigste Kulturschock war für mich der Linksverkehr. Auch nach drei Monaten in «Down Under» ertappe ich mich nach wie vor dabei, wie ich zuerst auf die falsche Seite schaue, bevor ich eine Strasse überquere. Das Nächste, was mir stark auffiel und es in der Schweiz nicht gibt, war die Aussprache eines kurzen «Acknowledgement of Country»-Statements, welches vor nahezu jedem öffentlichen Anlass geäussert wird. Die Veranstalter:innen zeigen dabei ihren Respekt für die indigenen Völker (in Perth sind das die «Whadjuk People of the Noongar Nation») und anerkennen, dass diese die traditionellen Besitzer des Grund und Bodens sind, auf welchem der Anlass stattfindet.
Eine sehr erfreuliche Umgewöhnung, war die Anpassung an die verschobenen Jahreszeiten. Bei Beginn meines Austauschs reiste ich vom Schweizer Winter in den australischen Hochsommer, wo anfangs Temperaturen bis zu knapp 40°C herrschten. Dies war das perfekte Wetter, um die unzähligen und wunderschönen Strände zu erkunden, welche ein Markenzeichen von Westaustralien sind und atemberaubende Sonnenuntergänge bieten. Diese warmen Temperaturen hielten lange an und in meinen ersten zwei Monaten erlebte ich keinen einzigen Regentag. So bin ich gemeinsam mit anderen internationalen Studierenden neben regelmässigen Lerntreffen in der Bibliothek oft unterwegs und versuche auf diversen Ausflügen, Roadtrips und Kurzurlauben so viel wie möglich von Perth und dem Rest von Australien zu entdecken.
Zu den grössten Highlights auf all diesen Ausflügen zählt für mich die faszinierende Tierwelt Australiens, welche sich mir bisher glücklicherweise ausschliesslich von ihrer freundlichen Seite zeigte. Neben Kängurus (oder «Roos», wie sie die Australier:innen nennen) durfte ich eine Vielzahl an weiteren wilden Tieren sehen wie z.B. Papageie, Kakadus, Emus, Koalas, Quokkas, Delfine, Seelöwen und Stachelrochen. Entgegengesetzt meiner Erwartungen hatte ich zum Glück bisher noch keinen Kontakt mit Riesenspinnen, auch wenn das einige meiner Freund:innen hier nicht von sich behaupten können.
Ich hoffe, dieser Bericht konnte einen ungefähren Einblick in mein Leben in Perth geben und sende ganz liebe Grüsse.
Corina Zolliker
Unabhängig voneinander wurden wir angefragt, unter dieser Rubrik etwas zu schreiben, und da haben wir beschlossen, uns gemeinsam an die Tastatur zu setzen, um zwei Fliegen auf einen Schlag zu treffen.
Wer sind wir eigentlich?
Seit einem guten Jahr wohnen wir nun in der schönen Stadt Winterthur – eigentlich zu zweit, aber mit zwei wichtigen Freunden im gleichen Haus (die haben wir quasi «mitgezügelt»), und schliesslich haben wir unsere drei erwachsenen Kinder und den Pflegesohn ganz in der Nähe. Vorher wohnten wir 30 Jahre lang in Hombrechtikon. Das Stadtkind Ursula wollte schon immer später wieder in eine Stadt ziehen, Heinz war damit schon lange einverstanden und sein Liegevelo war sowieso von Winterthur! Wir finden, dass wir einfach Glückspilze sind und Gott es einmal mehr gut mit uns gemeint hat.
Was haben wir nicht so gern zurückgelassen?
«Unsere» EMK-Gemeinde mit vielen schönen gewachsenen Freundschaften, den wunderbaren Lützelsee mit dem feinen Kafibeizli – und Heinz sagt gerade noch: den Blick in die Schneeberge.
Worüber freuen wir uns dafür doppelt in Winti?
Über den lieben Empfang in der EMK-Gemeinde und auch den Umstand, dass wir vorerst einfach ein- und ausgehen und euch kennenlernen dürfen – so ganz «ämterlos». Das geniessen wir im Moment sehr. Den Stadtspaziergang nach dem Gottesdienst am Sonntag, mit einem Käfeli irgendwo unterwegs nach Hause (und dass der Godi meistens auch nicht so ewig dauert, wie das in Hombi manchmal der Fall war 😉). Dazu auch noch über den kurzen Weg vom Kino/Theater/Konzert mit dem Velo oder dem Bus nach Hause.
Was machen wir sonst noch so?
Wenn wir nicht gerade irgendwo draussen am Velofahren, Schwimmen oder zu Fuss unterwegs sind, trifft man uns oft auch mit anderen Menschen an – meistens in Kombination mit feinem Essen und Trinken. Heinz singt zudem in einem grossen Gospelprojekt mit und Ursula nimmt gelegentlich ihr Cello hervor und entlockt ihm ein paar Töne. Ah ja – da war doch noch etwas – unter der Woche verbringen wir auch einige Zeit an unseren Pulten mit dem Computer oder bei der Beratung von Menschen, Heinz als Softwareingenieur und Ursula als Sozialarbeiterin.
Warum wir vor vielen Jahren unsere Heimat in der EMK gefunden haben
Zum Beispiel, weil wir in Hombi ein paar Jahre unmittelbar hinter der EMK wohnten und der Gottesdienst am Sonntag eine Stunde später anfing als in der reformierten Kirche, wo wir herkamen, und erst noch ein liebevolles Kinderangebot vorhanden war. Zudem gefällt uns die theologische Ausrichtung und Weite der EMK, in der wir viel Menschenfreundliches und Wohltuendes erleben. Die sozialen Grundsätze sind ein Ausdruck davon.
Wenn ihr nun neugierig geworden seid und uns persönlich kennen lernen oder mehr wissen wollt, dann kommt doch einfach auf uns zu – es würde uns freuen.
Ursula und Heinz Brunner
Was die Gnade Gottes aus mir macht
Dies war im letzten Sommer der Titel einer Predigt, zu welcher ich den Lobteil gestaltet habe. So hatte ich mich gefragt, was die Gnade Gottes aus mir gemacht hat. Ich bin letztes Jahr sechzig Jahre alt geworden, ein guter Anlass, auf das bisherige Leben zurückzuschauen.
Ich habe mich erinnert, dass ich eigentlich immer Lehrer werden wollte. Ich war nicht sehr gut in der Schule, aber auch nicht all zu schlecht. So hatte ich die Prüfung für’s Lehramt gemacht, diese dann aber nicht bestanden. Auch die Prüfung an die Diplommittelschule hatte ich nicht bestanden. Zum Glück hatte ich einen Plan C: das 10. Schuljahr. Dort wurde mir nach diversen Schnupperlehren klar, dass ich zuerst einmal Gärtner lehren werde. Es war mir aber auch klar, dass dies eher eine Zwischenlösung war. Die Berufsmittelschule durfte ich vom Lehrbetrieb aus nicht besuchen, da ich sonst einen Tag im Betrieb gefehlt hätte. Im 3. Lehrjahr bekam ich Heuschnupfen, Asthma und Ekzeme und sollte meine Lehre eigentlich abbrechen. So kurz vor Lehrabschluss wollte ich dies aber nicht machen und habe meine Lehre beendet. Zu dieser Zeit konnte man an der Sozialen Schule noch Heimerzieher und/oder Sozialarbeiter „lehren“ und anschliessend noch die Ausbildung zum Sonderpädagogen machen. So hätte ich dann also doch noch als Lehrer arbeiten können. Während meinem Vorpraktikum, welches man für die Ausbildung brauchte, hat dieses System geändert. Ich würde also doch nicht Lehrer werden! Ich habe mich dann für Sozialpädagoge entschieden und vor Ausbildungsbeginn noch ein zweites Praktikum gemacht. Nach acht Monaten Schule arbeitete ich dann in einem Heim für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Dies hat mir sehr gut gefallen. Nach einem weiteren Schulblock war ich danach für sechs Monate in einem Heim für Drogensüchtige. Nach dem anschliessenden letzten Schulblock habe ich die Ausbildung abgeschlossen. Im Heim in Zürich wurde in dieser Zeit eine Stelle frei und so habe ich mich dort beworben und die Stelle auch erhalten.
Ja, und jetzt bin ich seit 36 Jahren dort: Zuerst als Sozialpädagoge, dann als Heimleiter Stellvertreter und nun schon über 30 Jahre als Institutionsleiter. Ich hatte eigentlich auch immer im Sinn, einmal ein Altersheim zu leiten. Es gab diverse Anfragen diesbezüglich, aber immer zum falschen Zeitpunkt.
Nun, ich gehe auch heute noch gerne arbeiten! Es ist „mein Gebiet“, mit Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung zu arbeiten. Wenn ich es mir genau überlege, war dies wohl eben Gnade, welche diesen Weg zugelassen hat. Vielleicht könnte man dies auch Schicksal nennen oder Vorherbestimmung. Man könnte sagen, ich war einfach zu faul oder zu bequem, um weiter zu schauen, was es noch geben könnte oder was auch immer…
Ich habe aber immer gespürt, dass der Weg stimmt und hatte die Unterstützung meiner Familie und meines Umfelds (und habe sie immer noch). Ich durfte immer wieder Gottes Nähe und seine Begleitung spüren. So bin ich überzeugt, Gottes Gnade hat das aus mir gemacht, was ich heute bin und wo ich wirken darf.
Gedanken der Pfarrpersonen zu verschiedene Themen. Erschienen in unserem Gemeindebrief „Mosaik“.
«Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch; Geist, Seele und Leib, mögen euch unversehrt und untadelig erhalten bleiben bis zur Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.» 1. Thes. 5,23
Dies ist mein letzter Gedankenstrich. Ich schreibe ihn zum Abschied. Und über das Thema Abschied. Ihr als Gemeindeglieder und ich als Pfarrer, wir sind in der Phase des Abschieds.
Im Alltag stellt sich oft ein Gefühl der «Ewigkeit» ein: Der Wiederholung, der Dauerhaftigkeit, der Ähnlichkeit der Erfahrungen von gestern mit den heutigen. Dann plötzlich aber erreicht uns das auf einmal das Gefühl der Begrenztheit, der Nichtewigkeit, dass wir das, was uns wertvoll und immer gegenwärtig schien, loslassen müssen.
In meinen 10 ½ Jahren als euer Pfarrer der Gemeinde Winterthur musste ich privat viel Abschied nehmen: Von Monikas Mutter Doris, von meinem Vater Karl, von Monikas Vater Willy und vor 10 Monaten nun von meiner Mutter Ida, die zu Gott heimgekehrt sind. Wir mussten Abschied nehmen von unseren vier wunderbaren Kindern, die nun in einer eigenen Wohnung oder Wohngemeinschaft leben. Wir gehen als andere, mit anderen Bezügen, als wir gekommen sind.
In der Kirche habe ich 37 Mal Abschied genommen, von Menschen, die Gott zu sich nach Hause gerufen hat: 32 Mal von Mitgliedern oder Freunden der EMK Winterthur, 5 Mal von Menschen von ausserhalb der Kirche. Mit manchen dieser Menschen durfte ich intensive Wege gehen, habe sie liebgewonnen, musste diese wunderbaren Menschen dann aber loslassen und gemeinsam mit den Familien um sie trauern. Mein Herz ist voll von diesen Begegnungen. Es war mir ein Vorrecht, sie zu kennen!
Eigentlich hat mein Dienst hier in Winterthur mit einem Abschied begonnen. Kaum war mein erster Arbeitstag hier da, galt es die erste Beerdigung, jene von Margrit Heck, vorzubereiten und durchzuführen. Ein Abschied – für manche der Gemeinde aber ein Anfang, ein erster Eindruck: Aha, so ist nun der neue Pfarrer…
In meinem Dienst hier in Winterthur war für mich das Thema Spiritualität sehr wichtig. Das Einüben, kennenlernen von neuen Pfaden einer spirituellen Praxis, die mich, uns beschenkt. Pilgern. Exerzitien im Alltag. Pfade der Stille. Mystik. Wege der Spiritualität, die ganzheitliche Dimensionen haben. Diese verschiedenen Wege verbindet, dass sie meist auch Übungen des Loslassens, des Aushaltens, inneren Sterbens beinhalten – einer abschiedlichen Lebenshaltung. Was nicht heisst, dass sie nicht ins Herz der Lebendigkeit, des Beieinanderseins, des Aufgehobenseins in Christus führen!
Zum Abschied gehört das Danken. Es war ein Privileg, diese Jahre mit euch zu leben und zu glauben. So viele wunderbare Menschen, so offen, so grosszügig, so ehrlich. So dem Leben zugewandt, so Gott vertrauend. Am meisten bewegt hat mich, wo Menschen sich mit aller Verletzlichkeit eingebracht haben: mit Haut und Haaren, mit allem, das Leben nicht im Griff haben. So manch Neues war möglich. Wir konnten uns mit manchen Themen beschäftigen, die enorm spannend waren, aktuelle Themen, an denen wir gemeinsam lernen konnten. Danke für euer Wohlwollen. Danke, dass ihr mich geschätzt und weitergebracht habt. Danke, dass ich mit euch zusammen Gott suchen und finden durfte.
Zum Abschied gehören auch Wehmut und Schmerz. Nein, es fällt mir nicht leicht, mich von euch zu verabschieden. Aber zum Abschied gehört das Wissen, dass wir gerade in dieser Wehmut, ja durch diesen Schmerz aufgehoben sind in der Liebe Christi, in seinem Erbarmen, das alles zusammenhält. Bhüet eu Gott!
Vorlieben für eine dieser beiden Tierarten. Andere mögen beide. Wieder andere wollen um keinen Preis eines der beiden als Haustier haben.
Man könnte noch weitergehen und Menschen mit diesen beiden Tierarten vergleichen: Führt jemand eher ein Katzenleben oder ein Hundeleben? Wie meine ich das?
Jemand sagt von sich: «Mir geht es gut, ich habe genug zu Essen. Ich darf an einem guten Platz sein. Ich werde gestreichelt und umsorgt. Ich werde beim Namen gerufen. Ich bekomme so viel Gutes. Der, der so gut für mich schaut, das muss ein Held, ja ein Gott sein, wenn es mir so doch gut geht.» Das wäre dann «Leben oder glauben wie ein Hund».
Bei jemand anderem tönt es ähnlich und doch ganz anders: «Mir geht es so gut. Ich bekomme alles. Ich bekomme genug feines Essen. Ich bin gut umsorgt. Ich werde gestreichelt und verwöhnt. Ich werde beim Namen gerufen. Mir geht es so gut. – Und was folgere ich daraus? Wenn es mir so gut geht, dann muss ich sehr wichtig sein, vielleicht gar ein Gott sein!» Das wäre dann «Leben und glauben wie eine Katze»
So gibt es tatsächlich Unterschiede bei den Menschen: Den einen Menschen wird viel befohlen, sie haben gelernt, dass man folgen muss. Sie lehnen sich nicht gross auf. Sie wollen geführt werden. Ihr Glaube ist eher der eines Befehlsempfängers. Eben so, wie bei einem Hund.
Andere Menschen leben eher wie die Katzen. Sie leben ziemlich narzistisch. Sie finden sich wichtig: «Ich bin der Grösste. Alles soll sich nach mir ausrichten. Gott soll mir helfen, meine Ziele zu erreichen. Meine Wünsche zu stillen. Wenn ich einen Ferrari will, soll er ihn mir hinstellen. Ich habe das verdient.»
Beides finde ich – ehrlich gesagt – nicht so sympathisch und unreif. Unser Glaube ist mehr als das Empfangen und Umsetzen von Befehlen und Hierher-Rufen. Unser Glaube ist aber auch mehr als ein Vergöttern der eigenen Bedeutsamkeit und der eigenen Ansprüche.
Irgendwo zwischendrin wäre doch gut. Natürlich geht es im Leben auch um mich, aber bitte nicht nur. Jemand schaut für mich. Ich erfahre viel Fürsorge und Hilfe. Das anzuerkennen und gelten zu lassen, das ist ein grosser Lernschritt. Ich werde versorgt, ich muss nicht alles selbst machen. Gott schaut für mich, wärmt mich, behütet mich, beschenkt mich, auch mit Freude und Glück.
Aber ich bin nicht der Nabel der Welt. Ich kann auch mal gehorchen und anderen dienen. Mein Glaube ist mehr als das gekränkte Einfordern meiner Ansprüche. Ich kann auch mal meine Ziele und Wünsche beiseitestellen und mich einordnen und Aufträge entgegennehmen, die meine Selbstentfaltung relativieren. Ich kann mich üben, mich in den Dienst des Reiches Gottes zu stellen. Diese Haltung des Dienens und Gehorchens wiederum, darf ich auch hinterfragen. Weshalb und wozu mache ich das? Wer soll damit aufleben? Ich will dabei selbst denken und entscheiden.
Zum Glück gibt es Katzen und Hunde. Wir sind weder voll das eine noch voll das andere. Ideal wäre für mich etwas dazwischen – oder kombiniert. Mir scheint, dass die Menschheit, insbesondere auch in unserem Kulturkreis sich extrem vom Hundecharakter hin zum Katzencharakter entwickelt. «Du sollst keine anderen Götter neben dir haben» – das ist der neue Slogan. Mir graut davor, was mit uns geschieht, wenn diese Bewegung sich noch verstärkt.
Mir geht es gut. Ich glaube, dass da jemand ist, der auch für mich sorgt und mich gern hat. Ich lasse mich lieben. Ich glaube aber auch, dass es sinnvoll ist, manchmal anderen zu dienen, und auf sie zu hören und zu gehorchen. Beides ist in einer Balance. Ich muss weder ein Katzen-Sonnenkönig sein, noch bloss ein Befehlsempfänger.
Stefan Zolliker
Es hat meine Kinder besonders fasziniert, dass im Technorama richtige Blitze erzeugt werden können. Die Leiterin des Experiments hat erklärt, welche Spannungen da vorhanden sein müssen, damit solche Blitze entstehen. Ich denke, nicht nur die Kinder haben das meiste davon nicht verstanden.
Spannend ist es, dass wir auch in uns drin voller Spannung sind. Eine menschliche Nervenzelle hat immerhin ein Ruhepotenzial von -75mV. Ohne diese inneren elektrischen Spannungen würden wir nicht leben.
Eine Spannung entsteht, wenn Unterschiede da sind. Ein Vortrag ist dann spannend, wenn ein Unterschied besteht zwischen dem, was die vortragende Person sagt und dem, was die Zuhörenden schon wissen. Wird nur Bekanntes gesagt, ist es langweilig. Werden die Zuhörenden aber überfordert, ist die Spannung also zu gross, dann ist auch das Interesse weg. Dann wurde der Bogen überspannt. Die Kunst ist es, die richtige Spannung aufrecht zu erhalten. Auf Hochspannung bin ich jeweils, wenn ich weiss, dass Gäste vorbeikommen und unser Haus völlig unaufgeräumt ist. Dann besteht ein grosser Unterschied zwischen dem Idealzustand, nämlich dem aufgeräumten Haus und dem Istzustand, dem Chaos. Nun kann eine solche Spannung motivieren, das Haus aufzuräumen oder sie kann so gross sein, dass man kapituliert und man sich schlussendlich draussen trifft zum Bräteln.
In Vielem können wir die Spannung mindern oder erhöhen durch eigenes Zutun. Mit Kindern musste ich lernen, meine Idealvorstellungen eines aufgeräumten Hauses runterzuschrauben, um entspannter zu sein. Umgekehrt kann es motivierend wirken, die Spannung zu erhöhen, beispielsweise auf einer Wanderung: „Komm, diesen Gipfel schaffen wir auch noch“.
Leben heisst, in Spannung zu stehen und sich auch immer wieder entspannen zu können. Ständige Anspannung ist ungesund, ständige Entspannung auf die Dauer langweilig. Leben heisst, den Balanceakt dazwischen zu finden, respektive zu lernen, Spannungen wahrzunehmen und damit umzugehen.
Nun gibt es viele Situationen, in denen wir nichts verändern können. Situationen, die unhaltbare Spannungen mit sich bringen, die wir nicht auflösen können. Bereits die Coronakrise hat Spannungen innerhalb der Bevölkerung entstehen lassen, weil unterschiedlichste Meinungen vorhanden waren. In vielen Diskussionen wurde bald mal klar, dass sich die Unterschiede nicht auflösen liessen. Der Krieg in der Ukraine nun erzeugt von neuem schwer auszuhaltende Spannungen. Der Kontrast zwischen dem Frühlingsbeginn hier und der katastrophalen Situation dort könnte grösser nicht sein. Die Vorstellung von einem Leben in Frieden und Sicherheit und das menschenverachtende Gebahren der russischen Führung könnten nicht weiter auseinanderklaffen.
Vielfach gibt es im Leben solche Spannungen, die wir einfach aushalten müssen. Ich durfte immer wieder die Erfahrung machen, dass es nur schon hilft, wenn man sich dieser Spannungen bewusst wird und benennen kann, was es denn nun ist, das spannt.
In der Bibel haben wir zahlreiche Beispiele von Menschen, die in unhaltbaren Situationen standen. Viele von ihnen haben ihr Leiden Gott geklagt. Sie zeigen uns einen Weg, mit solch angespannten Lagen umzugehen. Klagepsalmen und ganze Klagebücher zeugen davon und können dazu einladen, selber zu Gott zu klagen – ungeniert und ungeschönt.
Herzlichst,
Cedric
30.11.2024 | 9:30 bis 15:00 Uhr, Adventsmarkt 09.30-15.00, EMK Winterthur |
1.12.2024 | 17:00 bis 18:00 Uhr, Sonntagsschule, EMK Winterthur |
1.12.2024 | 17:00 bis 18:00 Uhr, Brugg, EMK Winterthur |
1.12.2024 | 17:00 bis 18:00 Uhr, 17.00 Gottesdienst, EMK Winterthur |
3.12.2024 | 19:30 bis 21:30 Uhr, Verwaltung, EMK Winterthur |
4.12.2024 | 12:15 bis 14:00 Uhr, Mittagstisch, EMK Winterthur |
4.12.2024 | 19:30 bis 21:00 Uhr, Am Ufer der Stille, EMK Winterthur |
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